Tabletop Fotografie – Fotografiert wird was auf den Tisch kommt!

Ausgehend vom DSLR-Forum treffen sich einmal im Monat fotobegeisterte aus Nürnberg und Umgebung. In einer lockeren Runde von ungefähr 15 Mann (Frauenquote ist da leider bei null) wird über Bilder diskutiert, sich über die Technik ausgetauscht, aber auch in unregelmässigen Abständen Workshops abgehalten.

Vergangenen Mittwoch gab es wieder einen Workshop. Das Thema, das Claus vorstellte, war “Tabletop Fotografie – Fotografiert wird was auf den Tisch komm”. Freundlicherweise stellte mir Claus seine Präsentation und die Ergebnisse des Abends zur Verfügung, so dass dieser Artikel entstehen konnte.

Was ist Tabletop Fotografie?

  • Tabletop übersetzt aus dem englischen bedeutet Tischplatte, sprich Tischfotografie
  • Bezeichnung für einen Sonderfall der Stillleben-Fotografie
  • Gegenstände werden im einfachsten Fall auf einer Tischplatte, im semi-/professionellen Bereich auf speziellen Aufnahmetischen angeordnet
  • Neutrale Hintergründe (reinweiße, halbtransparente oder einfarbige)
  • Aufwändige Beleuchtungsvorrichtungen zur schattenfreien oder akzentuierten Ausleuchtung der Objekte
  • Die Tabletop-Fotografie spielt von jeher eine herausragende Rolle in der Produktfotografie und somit in der Werbung im weitesten Sinne

Was braucht man hierzu?

Im Wesentlichen gilt es das aufzunehmende Objekt in einer Hohlkehle zu platzieren, um eine störende Kante zu vermeiden.

  • Eine Hohlkehle ist die negative Ausrundung einer Kante.
  • In der Fotografie wird eine Hohlkehle verwendet, um Freisteller-Aufnahmen anzufertigen.
  • Der Hintergrund wird dabei rund geformt, so dass ein nahtloser Übergang von der Wand zum Boden möglich ist.
  • Störende Raumlinien werden dadurch vermieden.

Hierzu genügen einfachste Vorrichtungen, wie zum Beispiel ein gebogenes Blatt Papier, welches irgendwie befestigt wird: aus einem Tutorial von Elmar Baumann oder in größeren Maßstäben, wie dieses Bild zeigt: Aufnahme eines VW-Käfers in einer Halle (Quelle des Bildes, die Z23 Mietstudios in München-Garching).

Claus hatte für seinen Workshop etwas sehr praktisches dabei und zwar ein gesamtes Tabletop-Mini-Fotostudio in einem handlichen Koffer. Dieses “t&d proclick Mini-Fotostudio” beinhaltet alles, was man für diese Art von Fotografie benötigt (4 Tageslichtleuchten, 4 lichtkonzentrierende Reflektionsklappen, 20 verschiedenfarbige Hintergründe, eine Lightbox, eine Acrylplatte, ein Unterlichtsystem,…).

Ziemlich schnell hatte Claus dieses Mini-Studio aufgebaut und wir waren bereit für das erste Demo-Foto – eine Rakete, mit dem Ziel der Minimierung von starken Schlagschatten.

Rote Rakete, blauer einfarbiger Hintergrund, passende Beleuchtung – der Aufbau sah folgendermaßen aus:

tabletop - Rakete

Dank der Software konnte man die Veränderungen der Lichteinwirkung sofort vergleichen:

tabletop Rakete

Und hier ist das Ergebnis:

Die Rakete

Schon sehr beeindruckend das Ganze!

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Im zweiten Experiment zeigt uns Claus an hand eines Schachbretts, wie ein schwebender Effekt erzeugt werden kann.

Ein Schachbrett wird dabei in den Koffer gelegt, eine durchsichtige Acrylplatte deckte das Ganze ab und eine Figur wird entsprechend auf dieser Fläche platziert. Dies sah folgendermaßen aus:

Schwebender Effekt

Dank der Software konnte schnell verglichen werde, wie sich verschiedene Blendenstufen auf das Objekt auswirkten:

schwebender Effekt

Und hier ist das Ergebnis dazu:

springer

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Im letzten Experiment war das Ziel von Claus, eine stark glänzende Armbanduhr mit Hilfe einer horizontale Ebenenbeleuchtung Reflexionsarm abzulichten.

Hier wurde die Uhr auch von unten beleuchtet – dies sah folgendermaßen aus:

Die Uhr

Mit Hilfe der Software wurden einzelne Bilder verglichen und geprüft, wie stark die Reflexion bei unterschiedlichen Lichtsituationen ist:

vergleich Uhr

Und hier ist das Ergebnis dazu:

Die Armbanduhr

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Zum Einsatz kam eine Canon 40D mit einem Sigma 150mm F2,8 EX DG APO HSM IF MAKRO. Ein PC mit der Canon Digital Photo Professional Software und das t&d-proclick Mini-Fotostudio.

Leider kenne ich Claus noch nicht so gut, als dass ich viel über Ihn schreiben könnte. Seine Bilder sagen aber mehr aus als tausend Worte – man sieht einfach, dass er Spass am fotografieren hat. Auf seiner Seite www.fuerth-bay.de und auf seinem Fotocommunity-Profil könnt ihr weitere seiner Werke bestaunen.

Auch wenn es für mich persönlich reizlos ist, Objekte in dieser Form abzulichten hat es Claus mit dem Workshop geschafft, bei mir ein starkes Interesse zu erwecken. Ob und wann ich mir jetzt so einen praktischen Koffer anschaffen werde, kann ich noch nicht sage – mal abwarten. :D

5 Gedanken zu „Tabletop Fotografie – Fotografiert wird was auf den Tisch kommt!

  1. Also sehr interessanter Bericht. Ich habe mich da auch schonmal versucht, das ist aber am Licht gescheitert. Hatte da auch nicht so die Ruhe dafür. Ich glaube ich werde es nocheinmal probieren. Vielleicht mit irgendwelchen Masters of the Universe Spielsachen :-)

  2. Sehr interessant!

    Was für Canon Software kam zum Einsatz? Wie kann man die Bilder direkt nach der Aufnahme am PC anschauen und beurteilen?

    Vielen Dank für die Rückmeldung.
    Serge

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