Systemkameras, Segen oder Fluch?

Anfang des Jahres bekam ich ja die Gelegenheit die beiden Systemkameras NX11 von Samsung und die Lumix G3 von Panasonic zu testen. Das Ganze hatte einen Workshop-Charakter und auch für passende Motive wurde durch die Veranstalter gesorgt. Super Sache, nur störend, wenn einem die Bedienung seiner eigenen DSLR im laufe der Jahre in Fleisch und Blut übergegangen ist und man sich auf einmal mit kleinen handlichen Allerskönnern konfrontiert sieht, die versuchen, einem das fotografieren so einfach wie möglich zu machen. Gut, das tun sie auch, keine Frage – die Software der Kamera nimmt einem im Automatikmodus wirklich alles was mit Kreativität und Freiheit (nein, so drastisch natürlich auch nicht) zu tun hat ab und speichert schöne solide Bilder. Der flotte Autofokus sitzt – mit etwas Glück auch richtig, die Auslösegeschwindigkeit ist schnell, die Belichtung passt und die Funktionalität bis hin zu FullHD-Video und nachträglicher Bildbearbeitung noch in der Kamera uvm. lassen einem schwindelig werden. Dazu kommt die meist handlichere Größe im Vergleich zu DSLRs und weiteren Schnickschnack, welche vom Hersteller zu Hersteller unterschiedlich Ausfallen.

Da meine schwere Fotoausrüstung zwischenzeitlich immer öfter zu Hause bleibt, sprechen die vielen Argumente eigentlich für eine leichtere und schlankere Zweit-Kamera bzw. eine sogenannte “Immerdabei-Kamera”.  Nun gut, so eine habe ich ja – eine kleine Canon Ixus, aber da bleiben halt die kreativen Möglichkeiten tatsächlich auf der Strecke und die Bildqualität leidet unter dem kleinen Sensor.

Somit wäre doch so eine Systemkamera durchaus eine perfekte Alternative zwischen einer kleinen Hosentascheknipse und der 10kg-Fotoausrüstung? Eigentlich ja, aber nur eigentlich – natürlich muss so eine Alternative alle meine Anforderungen größtenteils gerecht werden, die ich zum Teil auch von einer hochwertigen DSLR erwarte ohne jedoch wiederholt sehr viel Geld in neue Objektive investieren zu müssen. Doch genau an dieser Stelle wird es für mich persönlich schon wieder uninteressant.

Und da stehe ich sicherlich auch nicht alleine da. Als ambitionierter Hobbyfotograf, auch wenn man noch auf der untersten Latte seiner Leiter steht, möchte man sich ja nicht sofort zu beginn seines Einstieges den Weg in Zukunft verbauen, nur weil man sich Anfangs für eine Nische entschieden hatte, die zwar Attraktiv erschien, aber längerfristig doch in eine gewisse Abhängigkeit oder sogar in eine Sackgasse führte…

Vor einiger Zeit noch bekam ich noch öfters die Frage gestellte, DSLR von Nikon oder von Canon. Eine richtige Antwort gibt es darauf nicht, das muss jeder für sich selbst ausmachen. Anders sieht jedoch die Frage aus, Systemkamera oder DSLR – nun gut, muss natürlich ebenfalls jeder für sich selbst ausmachen, aber da spielen noch viele weitere Faktoren eine Rolle.

Ich frage mich, wer denn nun die Zielgruppe für Systemkameras sein mag… Schätzungsweise “die Masse”. Ich nenne es mal pauschal die Masse, da mir das erst gestern, als ich ein Foto des Publikums vom RedBull District Ride hier in Nürnberg gesehen hatte, aufgefallen war – anstatt staunende Gesichter sieht man nämlich nur noch irgendwelche Kameras wirr in die Luft gehalten… darunter nur wenige DSLRs.  Diese Masse, die seit langem schon mit einer Knipse fotografiert, aber sich eine bessere Bildqualität mit mehr Möglichkeiten wünscht, ohne sich jedoch gleichzeitig über das Fotografieren an sich Gedanken machen zu müssen,… das ist in meinen Augen die Zielgruppe. Oder liege ich falsch? Sicherlich gibt es noch weitere Zielgruppen…  ;)

Aber, warum schreibe ich jetzt soviel darüber – diese Thematik weckt sehr häufig das Bedürfniss in mir, unbedingt eine ach so tolle Systemkamera als Zweitkamera besitzen zu müssen und wollte diese Gedanken jetzt einfach mal verarbeiten indem ich sie in Worte fasste. Gerne dürfen meine Gedanken durch euch ergänzt werden…  ;)

Auslöser meines aktuellen Wunsches nach einer tollen Systemkamera, war die Ankündigung der neuen schicken kleinen Nikon 1, die, laut Pressemitteilung “die schnellste, kleinste und leichteste Systemkamera mit Wechselobjektiven der Welt.” – da wird man als leidenschaftlicher Fotograf schon mal schwach und Gedanken, wie “wäre das nicht die passende Zweitkamera?!” plagen einem. Die Beschreibung der Funktionsvielfalt und der Features lesen sich wie Schokopudding, aber wozu das Ganze..

Natürlich würde mich Eure Meinung zu diesem Thema mehr als brennend interessieren. Wie steht ihr zu den Systemkameras?

5 Gedanken zu „Systemkameras, Segen oder Fluch?

  1. Du positionierst diese Gattung Kameras wirklich als “Ding” zwischen der DSLR-Ausstattung und der Hemdentaschenkamera?
    Klar, die “kleinen” Systemkameras (auch die meisten DSLR sind ja Teil eines Systems) sind zwar kleiner und leichter, aber Kamera, zwei Objektive, Blitz, Ersatzkarten und ggf. Ersatzakku (eher nicht) transportierst Du auch nicht in der Hemd- oder Jackettaschen.
    Die von Dir genannten Systemkameras versuchen doch eher die DSLRs zu kanibalisieren. Das Missing Link zwischen der DSLR und der Kompaktknipse in der Hemdtasche wären sie für mich eher nicht. Diesen PLatz würde ich eher an eine Nikon P5100, P7000 oder einer Canon Gx vergeben.
    Nur so ein Gedanke.

  2. Ich sah mich auch mit der Frage konfrontiert, wiegt meine Alpha doch gerade mit dem 24-70 nicht wenig. Vor einem Jahr kaufte ich also die Sony NEX-3 und die ist in der Tat deutlich leichter. Vom Pancake abgesehen wird die Kamera dennoch recht ausladend, so dass sie den Sprung zur Immerdabei nicht geschafft hat – den Platz hält aktuell die Sigma DP1s, spürt aber schon den heißen Atem der Fuji X100 im Nacken, welche ihr ihm USA-Urlaub schon den Rang abgelaufen hatte.

    Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: die NEX ist eine gute Kamera mit hervorragender Bildqualität und einer umfangreicher Adaptierbarkeit!

    • Ich sage mal, in sachen Bildqualität nehmen sich alle Systemkameras nichts mehr.. da geht es rein noch um die Details drum herum und ganz besonders, um eine Glaubensfrage. Die Fuji X100 ist dahin gehend schon wieder interessant, da linsentechnisch nicht adaptierbar… aber das ist wieder ein eigenes Thema. :)

  3. Sehr geehrter Herr Schäf,
    könnten sie Ihren Eindruck zu beiden Kameras schildern – haben Sie einen Favoriten?

    Eine – zugegeben subjektive – Antwort auf Ihre Frage: Im Vergleich zu einer OM1 oder RTS, mit denen ich fotografisch groß geworden bin, ähneln die heutigen DSLR-Boliden Bauklötzen von gehörigem Ausmaß. Mögen diese leistungsbedingt zwar für ambitionierteste Hobbyfotografen oder Profis unverzichtbar sein, so stellt sich für “Gern-Fotografierer” doch die Frage, ob nicht auch handlichere Systemkameras ihren Ansprüchen in technischer wie haptischer Sicht genügen. Natürlich, der Moment der Spiegelschlages ist weg, aber da ist noch das Visieren durch den Sucher, das manuelle Einstellen von Zeit/Blende, die gute Abbildungsqualität . . . .
    Gegenfrage (angesichts der vielen Berlin-Touristen mit ihren Kit-DSLRs): Wer benötigt aus welchem Grund noch eine DSLR?

    Ihr
    Guidobaldo

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